Adler Gaststube
Hotel Biergarten ***
Gasthaus seit 1400
Familie Christian Klust
Babstadter Straße 26
74906 Bad Rappenau
Telefon: 07264/91520
Region: Heilbronn
Das Gasthaus & seine Geschichte
Der Adler in Bad Rappenau liegt im schönen Kraichgau, genau an der Grenze zu Württemberg im Kreis Heilbronn. Der Name Kraichgau kommt wohl von „Creuch“, einem keltischen Wort für Lehm oder Schlamm und mit „Gau“ ist ein offenes, waldfreies Gebiet gemeint.
Dabei ist der Kraichgau von vielen Hügeln geprägt. Der während der Eiszeit abgelagerte fruchtbare Lössboden erlaubt gemeinsam mit dem milden Klima „im Land der tausend Hügel“ eine vielfältige Landwirtschaft. Bad Rappenau hat aber noch mehr zu bieten: Bereits 1822 fand ein Herr Rosentritt in 175 Metern Tiefe reiche Salzvorkommen und begründete die Rappenauer Saline.
Diese gehörte zwar dem badischen Staat, brachte der Gemeinde aber größeres Wachstum. Schon 1834 wurde die Sole in einem Heilbad genutzt, und weitere Bäder kamen hinzu. Ab 1930 durfte sich der Ort Bad Rappenau nennen. (siehe weiterführende Informationen). Bei der Kreisreform 1973 kam der badische Ort Bad Rappenau zum Landkreis Heilbronn, der zum württembergischen Regierungsbezirk Stuttgart gehört.
Den Adler gibt es aber schon viel länger. Er soll mit seinem stolzen Alter von ca. 600 Jahren das älteste Gasthaus im Kraichgau sein. Aus einem vom Archiv der Stadt Bad Rappenau zur Verfügung gestellten Dokument ist ersichtlich, dass um 1840 ein Ludwig Meyer, Bierbrauer und seine Frau (geb. Bengel) bekannt waren.
Deren Sohn, der 1846 geborene Carl Friedrich Ludwig Meyer (Dokumente als Download unten), war wohl der nächste Adlerwirt. Dass er auch jener "Ludwig Mayer" war, der 1923 aktenkundig ist wäre möglich. Falls nicht war es mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederum ein Sohn. Im genannten Jahr wurde jener Adlerwirt ernsthaft ermahnt, im zweiten Stock (ein) Fremdenzimmer einzurichten, offensichtlich gab es zu jener Zeit keine Beherbergungsmöglichkeit im Adler. Die Gemeinde forderte deshalb zumindest ein Übernachtungszimmer, da dies schließlich "dem Zweck einer Gastwirtschaft" diene.
Die Wirtsleute
Ein Wirt mit französischen Vorfahren
Unser heutiger Wirt Christian Klust wurde in Namur in Belgien geboren. Die Mutter Nathalie stammt aus der Bretagne, der Vater vom nahen Gundelsheim am Neckar. Als Koch ging Wolfgang Klust zur Bundeswehr, und weil er außer Französisch auch gut Englisch sprach, wurde er nach Belgien zur Nato versetzt.
Dort wurde Christian 1969 geboren und bis zum fünften Lebensjahr sprachen die Eltern nur französisch mit ihm. Als sie 1974 nach Deutschland zurück kehrten sahen sie die Möglichkeit, sich in Bad Rappenau eine neue Existenz aufzubauen und kauften den "Adler".
Die Klusts bauten das Haus um, neue Zimmer mit Dusche und WC entstanden und als sie 1975 wieder eröffneten, nannten sie das Haus Adler Hotel Gaststube .
Der Werdegang
Der kleine Christian wurde in Bad Rappenau in die Schule geschickt. Anfangs wurde er ausgegrenzt, weil er Französisch sprach – schnell lernte der Bub Deutsch und versuchte, das Französische zu vergessen. Er war oft im Schlachthaus nebenan und Karl Stuhlmüller hat ihm damals schon beigebracht, wie man Fleisch entbeint und zeigte ihm, wie man räuchert.
Als Christian aus der Schule kam, entschied er sich, eine Lehre als Koch zu machen. Der Vater besorgte ihm eine Lehrstelle im Restaurant Stöber in Heilbronn. Nach der Ausbildung musste er für zwei Jahre zur Bundeswehr, wo er als Unteroffizier in der Küche in Bruchsal für 1600 Personen kochen musste. Anschließend verbrachte Christian Klust die Wintersaison 1991-92 im Prominentenort Gstaad in der Schweiz, ging dann für 3 Monate zurück nach Hause in den Adler.
Die Verwirklichung des Traums
Er entschloss sich, seinen Traum zu verwirklichen und fuhr nach Paris. Das als Kind gelernte Französisch hatte er total vergessen, deshalb besuchte er in Gstaad schon die Sprachschule, die an einem Abend pro Woche angeboten wurde. In Paris arbeitete er im „Hôtel de la Paix“ im Restaurant Thahar, das arabische Küche anbot. Nachmittags besuchte er französische Sprachkurse. Nach elf Monaten Paris musste Christian zurück nach Hause, weil sich der Vater verletzt hatte. Durch die französische Mutter und seinen Frankreich-Aufenthalt entwickelte er die Liebe zur französischen Küche, was er in vielen französischen Spezialitäten im Restaurant auslebt.
Seit 2006 hat sich der Senior aus dem Wirtsleben im Adler zurück gezogen. Die Mutter ist nach der Trennung von ihrem Mann wieder in ihrem Geburtsort in der Bretagne sesshaft geworden. Gemeinsam mit vier Beschäftigten führt Christian Klust das im Jahr 2010 sorgfältig renovierte historische Haus, in der Küche regiert er jedoch alleine.
Anekdoten & Mehr
Alt-Rappenauer Sprüche ...aus dem Nachlass von Fritz J. Linder
Das Wort „Batts nix, so schads nix“ wird immer dann zitiert, wenn man zum Ausdruck bringen will, dass es nicht so sehr darauf ankommt. Dabei ist „batten“ im allgemeinen kein verständlicher Begriff mehr. Man sagt aber auch, wenn nach einer Hochzeit bald Zuwachs sich einstellt: „Bei denne hotts awwer schnell gebatt!“
Wenn irgend etwas nicht hält was es verspricht, also nichts taugt, dann kann man hören: „Des batt sei Lewedag (Lebtag) nix.“ Trägt jemand eine etwas ausgefallene Nase im Gesicht, dann findet er das tröstliche Wort „En scheener Giwwl (Giebel) ziert e ganz Haus.“ Etwas weniger drastisch parodiert der Rappenauer das bekannte Zitat des Götz von Berlichingen. Entweder „Jo, rutsch mer de Buckl nunder“, „Steig mer de Buckl nuff“ oder „Du kannsch mi emol.... em Adler treffe“.
Sehr oft führt der Rappenauer den alten Till Eulenspiegel ins Treffen, wenn es gilt, einen passenden Vergleich zu ziehen. Ist jemand durch einen plötzlichen Regenschauer durchnässt worden, zitiert er: „Wu de Eileschbiggl em Rege under eme Grashalm ghockt isch hotter gsaat: Wann i schun sou nass werr, was misse die erscht nass werre, die unterm freie Himml sen.“
Wie der Großvater die Ziegen melkte
Als der Großvater frisch verheiratet war und noch kein Großvieh im Stall stand, sondern nur zwei Ziegen, da musste die Großmutter eines schönen Tages auf eine Besorgung auswärts fahren. Zwei Dinge musste der zurückbleibende Gemahl seiner Frau versprechen:
1. rechtzeitig die Geißen zu melken und
2. nicht zu vergessen, sein Fraule an der Bahn abzuholen.
Ja, wenn das mit den Geißen so eine einfache Sache gewesen wäre, dann wären die Geißen wohl gemolken und Großvater auch rechtzeitig an der Bahn gewesen. Die aber waren störrig wie noch nie, stutzten und ließen sich keinesfalls von ihm melken, wie er es auch anstellte. Da kam Großvater die rettende Idee. Er zog sich einen Rock seiner jungen Frau an und band sich ihr Kopftuch um. Und siehe da, die Geißen hielten plötzlich still und ließen sich melken.
Bis das aber alles geschafft war, war viel Zeit vergangen und dem Großvater fuhr ein Schreck durch die Glieder, als er bereits das Signal des zurückkehrenden Zuges vernahm. Er ließ die Ziegenmilch unausgeleert auf dem Tisch stehen und rannte zur Bahn... Merkwürdig, was die Leute heute alles zu lachen hatten...
Erst am Bahnhof wurde ihm bewusst, dass er ja noch immer in dem Frauenrock und in dem Kopftuch steckte. Seine Frau schlug die Hände über dem Kopf zusammen, als sie ihn so stehen sah und Großvater hat nie mehr im Leben Ziegen gemolken.
Sole und Saline
Im Neckarraum zwischen Heilbronn und Mosbach traten schon seit jeher salzige Quellen frei an die Oberfläche und es bildeten sich Salzsümpfe. In Rappenau beantragte der Dürkheimer Salinendirektor Georg Christian Heinrich Rosentritt 1821 die Genehmigung, nach Salz zu bohren. Erfolgreiche Bohrungen im Jahr 1823 in eine Tiefe von ca.190 Metern veranlassten ihn, gemeinsam mit Friedrich Arnold und dem Direktor des Finanzministeriums eine Denkschrift zu verfassen, welche die Bedingungen beschrieben, wie man in Rappenau Salz gewinnen kann. Es könnten bis Ende des Jahres 4.000 Tonnen Salz geliefert werden.
Dies veranlasste die badische Regierung, das Bohrloch zu übernehmen und Rosentritt zum Salinendirektor zu machen. Noch 1823 wurde ein weiteres Bohrloch in eine Tiefe von 183,40 Metern getrieben und ein Probesud durchgeführt. Die ersten Gebäude waren nur provisorischer Natur, aber bis 1826 erfolgte ein weitreichender Ausbau der Rappenauer Saline, die in diesem Jahr schon 6.000 Tonnen Salz aus fünf Siedepfannen lieferte. Die Saline bedeutete für den Ort einen großen Aufschwung durch neue Arbeitsplätze.
Es siedelten sich auch Apotheker und Ärzte an, die ab 1830 die Sole zu Kurzwecken nutzten, worauf sich die heutige Bedeutung der Stadt als Heilbad gründet. Schon 1834 wurde das Sophienbad (benannt nach der Schirmherrin Großherzogin Sophie von Baden) eröffnet, in dem die Rappenauer Sole zu Heilzwecken genutzt wurde. 1845 entstand ein Salinen-Solbad, später kam ein Dampfbad hinzu und ab 1886 wurden Sole-Inhalationen angeboten. Ein Mannheimer Diakonissenhaus eröffnete 1887 für erholungsbedürftige Stadtkinder ein Kinderkurhaus. Der Heidelberger Professor Vulpius eröffnete 1912 ein Sanatorium mit 120 Betten zur Behandlung von Knochen- und Drüsenleiden. 1921 wurden in Rappenau schon über 80.000 Übernachtungen gezählt, aber erst 1930 erhielt der Ort das Recht, sich BAD Rappenau zu nennen.
Rund um's Gasthaus
Burgen und Schlösser
Der Kraichgau war seit dem 14. Jahrhundert ein Land der Reichsritter. In ihrem Herrschaftsbereich entstanden viele Schlösser und Burgen, von denen etwa 300 belegbar sind. Von einigen gibt es keine Spuren mehr, von anderen sind nur Ruinen übrigblieben. Manche sind noch bewohnt oder haben eine andere Verwendung gefunden.
Eine Radtour, z. B. mit den E-Bikes des ADLER oder eine vom Bad Rappenauer Touristikbetrieb organisierte Rundfahrt mit einem Kleinbus zeigt die Sehenswürdigkeiten.
Auch das Rappenauer Wasserschloss, das von Eberhard von Gemmingen, einem Adligen eines alemannischen Rittergeschlechts erbaut wurde, kann bei einer Stadtführung besichtigt werden. Oft finden Ausstellungen im Schloss statt.
Weitere lohnende Ziele: