Gasthof
Zur Traube ***
Gasthaus seit 1685
Das Gasthaus & seine Geschichte
Nur ein paar Schritte vom See entfernt liegt im Konstanzer Ortsteil Staad der Gasthof zur Traube. Geht man vom Fährehafen durch ein romantisches, mit Kopfsteinen gepflastertes Gässchen bergan, vorbei an den hundert Jahre alten Fischerhäusern mit ihren fröhlich blühenden Vorgärten, lacht einem auch schon die einladende Traube entgegen. Strahlend prangt der schmiedeeiserne Ausleger mit seinen goldenen Trauben in der Sonne.
Der gemütliche Gastraum mit hellen Holzdecken und angebautem Wintergarten lädt zum Verweilen und zum Eintauchen in die Geschichte der Staader Fischer ein. Nebenbei erhalten Sie neben freundlichem Service, der für die Wirtsfamilie Renker selbstverständlich ist, frische Speisen aus der regionalen Küche. Man solle unbedingt sein Bodensee-Kretzerfilet in Mandelbutter und Salzkartoffeln oder seine Wildplatte mit Apfelrotkraut und Spätzle probieren, meint Hansjörg Renker stolz.
Diesem Wunsch möchte man nur zu gerne nachkommen. Und wer zu viel vom selbst gebrannten Zwetschgenwasser probiert hat bleibt am besten gleich da. In den schönen Fremdenzimmern sind Ruhe, Erholung und hilfreiche "Regeneration" garantiert.
Jahrhunderte lang war das Wirtshaus auch wichtigster Treffpunkt der Fischer zu Staad. Hier konnten sie sich nach getaner, meist harter Arbeit - je nach Laune des Bodenseewetters - einige warme oder kühle Schlucke gönnen. Zumal im Jahre 1890 der Fischer Leo Renker durch Einheirat selbst zum Wirt wurde.
Treffpunkt der Fischer
Schon im Jahr 1685 stand an der Stelle der heutigen Traube in der Fischerstraße in Staad ein Wirtshaus, in dem außer Fischern auch Konstanzer Bürger, Kaufleute, Landwirte und Reisende Einkehr hielten.
Und seit jeher haben die Wirte der "Traube" das Brennrecht, das bis heute genutzt wird. Von 1880-1887 braute der damalige Wirt Max Rumpel noch eigenes Bier.
Die Wirtsleute
Stammbaum bis ins Mittelalter
Betritt man die Traube, fällt einem sofort das einen Meter hohe, in Holz geschnitzte Wappen der Renker an der Ostwand der Gaststube auf. Die Familie kann stolz auf eine sehr lange Generationenfolge blicken: Der Stammbaum geht bis ins Mittelalter zurück. Da lebten die Renker schon von ihrem angestammten Gewerbe, der Fischerei, und seit dieser Zeit ist ihnen das Fisch- und Fährrecht am Bodensee nachweislich verbrieft.
Ein im Hausarchiv gut gehüteter Zeitungsartikel aus den 1950er Jahren dokumentiert: „Draußen in Allmannsdorf und in Staad sitzt seit Hunderten von Jahren die Bürgerfamilie Renker.“ und „Ihre Wohnhäuser haben die Renker von jeher an der Fischerstraße in Staad, wo sie das bekannte Idyll bilden, das das dortige Ortsbild so heimelig macht.“
Beachtliche Gasthaus-Tradition der Renker
Bis ins Jahr 1845 lassen sich die Familienbande zurückverfolgen. In diesem Jahr übernimmt der Bierbrauer Nepomuk Weber das Wirtshaus in Staad. Eine Generation später führen sein Sohn Richard und dessen Frau Josefine, eine geborene Bohner, die Geschicke. Doch dauert die Ehe nicht lange, Richard stirbt frühzeitig und hinterlässt seiner jungen Frau das Wirtshaus. Josefine findet zunächst mit dem Bierbrauer Max Rumpel ein neues Glück. Doch auch dieser Ehe wird ein jähes Ende gesetzt: Im Jahr 1887 stirbt auch er nach einer nur kurzen gemeinsamen Zeit.
1890 heiratet Josefine ein drittes Mal: den Staader Fischer Leo Renker. Im Jahr darauf übernimmt Leo die Wirtschaft mit Brennrecht. Doch scheint Josefine vom Unglück verfolgt zu sein. 1896 brennt das alte Wirtshausgebäude vollständig ab. Leo denkt im Gegensatz zu seinen Vorgängern jedoch ganz und gar nicht ans Sterben. Er baut die Traube wieder auf und führt die Geschäfte nach dem Tod seiner Josefine im Jahr 1910 weiter.
Zukunft der Wirtefamilie Renker ist gesichert
Im Jahr 1936 tritt Leo Renker die Wirtshausleitung an seinen Sohn Eugen und dessen Frau Christine ab. Sie meistern die schweren Kriegsjahre, bis das Wirtshaus nach 1945 zunächst von französischen Besatzern beschlagnahmt wird. 1949 beantragt Eugen eine neue Konzession. Die Traube kann wieder zum fröhlichen Einkehrort der Allmannsdorfer und Staader werden.
Von 1959 bis 1966 übernehmen Eugens Tochter Margret und ihr Mann Ewald Holzer die Traube, bis Eugens Sohn Manfred die Bundeswehrzeit beendet hat. Als letzter in Konstanz noch selbst schlachtender Gastwirt und Metzgermeister versteht er es, immer das beste und frischeste Fleisch auf den Tisch zu bringen. Und so ist es bis heute geblieben. Manfred Renker und seine Frau Sonja haben vier Kinder. Die Geschäftsführung in der Traube wurde an die Söhne Hansjörg und Christian abgegeben. Die "Senioren" sind aber noch täglich im Familienbetrieb anzutreffen und verkörpern die gute Seele des Hauses.
Die beiden Renker-Söhne, die das Gasthaus übernahmen, teilen sich derweil die Aufgaben: Hansjörg hat sich der guten Küche verschrieben, während der jüngere, Christian, für die Bewirtung der Gäste sorgt.
Um das Fortbestehen dieses Zweiges der Renker-Familie braucht man sich derzeit nicht zu sorgen. "Nachwuchs" ist da: Hansjörg und seine Frau Claudia haben drei Söhne, Christian und seine Frau Elisabete zwei Töchter. Ob sich die nächste Wirtegeneration anbahnt werden wir sehen.
Anekdoten & Mehr
Von Zechprellern und Schwerenötern
Im heimeligen Fischerstüble mit den schönen Bleiglasfenstern erzählt mir Seniorchef Manfred Renker Anekdoten aus alten Zeiten.
Vom alten Traubenwirt Leo gäbe es so einige Geschichten. Der sei in späten Jahren etwas mürrisch geworden. Da saß er wohl Tag für Tag in der Gaststube und ließ sich nur durch das heitere Klimpern des Geldes aufmuntern, das die Gäste zum Bezahlen auf den Tischen zurückließen. Es müssen wohl etwas spitzbübische Gesellen gewesen sein, die nach ausgiebiger Zecherei nur ein paar Pfennige fürs Klimpern übrig hatten und dann eilig gingen. Ein gar fürchterliches Donnerwetter habe Leo losgelassen, als er die Zechprellerei bemerkte. Doch am nächsten Tag sei die säumige Zahlung nachgeholt worden. Es gab sie halt doch – die guten alten Zeiten.
Weibliche Fänge
Eine weitere nette Überlieferung leitet Manfred Renker mit den Worten ein: „Do gäb’s scho a Sage, aber des isch zu heikel!“ ... Dann rückt er schelmisch lächelnd damit heraus: Der Donatus (gest. 1956), ein Staader Fischer, der ein unnachahmliches Original von offenherziger Natur war, sei als junger Mann wohl sehr fesch gewesen. Auf seinen Fangzügen vor der Insel Mainau seien ihm auch so einige weibliche „Fänge“ untergekommen. Die Damen hätten ihn herbei gerufen und gebeten „anzulanden“, was er sich wohl nicht ungern gefallen ließ.
Gebiss in der Jauchegrube
Glück im Unglück hatte indes ein wenig zimperlicher Gast. So in den 1930ern, da sei einem Stammgast das Gebiss in die Trauben-Toilette gefallen. Das habe man aber tatsächlich beim Abpumpen der ganzen Jauchegrube wieder gefunden. Der Unglückliche, ein Friseur sei’ s gewesen, hätte das gute Stück dann einfach ohne große Umstände „abgschwenkt“ und wieder rein gesteckt.
Rund um's Gasthaus
Loretto-Kapelle
Nur wenige Gehminuten von der Traube entfernt liegt auf einer kleinen Anhöhe inmitten von Obstbaumwiesen die malerische Loretto-Kapelle. Sie wurde 1638 nach überstandener schwedischer Belagerung errichtet.
Vorbild war, wie bei den anderen gleichnamigen Kapellen im alemannisch-schwäbischen Gebiet, die "Gnadenkapelle von Loretto", Italien. Weitere Informationen zur Entstehungsgeschichte im 30jährigen Krieg, zur Wallfahrt und zum Lorettokult bietet eine Tafel vor Ort.