Hotel
Rössle ****
Gasthaus seit 1670
Das Gasthaus & seine Geschichte
Pilger und Handelsreisende erholten sich nach anstrengender Reise und Fuhrleute ließen sich nach schweißtreibendem Anstieg „Vorspann“ (einspannen zusätzlicher Zugpferde) geben, um das letzte Stück über den Pass mit den erschöpften Pferden bewältigen zu können. Oder sie stellten die ermüdeten Tiere beim Rösslewirt in den Stall, spannten ausgeruhte Pferde des Wirtes ein und tauschten auf dem Rückweg die „Rösser“ wieder aus. Auf dem knapp drei Kilometer langen Weg zwischen von Vordertodtmoos bis Todtmoos – Strick war immerhin ein Höhenunterschied von 100 Metern zu bewältigen. Der Gasthausname „Rössle“ ist übrigens häufig in der Nähe von Steigungen und Passstraßen anzutreffen.
Der Gemeindename „Strick“ soll von der Notwendigkeit hier die Stricke zwischen Wagen und Gespann zu verstärken abgeleitet sein. Im und ums Gasthaus finden Sie noch Hinweise auf die früheren Funktionen, auch wurde die historische Grundstruktur des Hauses bei der Umgestaltung zum heutigen modernen Hotel erhalten. Zum Rössle – Ensemble gehören die Johanneskapelle und das Kirchberghüsli. Von Gasthaus, Kapelle oder Hüsli bietet sich ein grandioses Schwarzwald -Panorama und der Blick ins Todtmooser Tal. Der alte Kachelofen im Rössle ist eine echte Rarität und dürfte aus der Zeit um 1890 stammen.
Seit 1987 beherbergt Todtmoos ein Kloster der Pauliner. Die Ortsangabe „Todtmoos“ gibt spontan zwar zu Spekulationen über die Entstehung des Namens Anlass (Antworten unter „Überlieferungen & Mythologie“), ist aber für Reisende eigentlich zu ungenau, denn die Gesamtgemeinde umfasst neben dem Hauptort noch 13 verschiedene Ortsteile. Von A wie Au bis W wie Weg und in Höhenlagen von 700 bis 1263 Meter erstrecken sich diese Gemeindeteile auf einer Fläche von rund 28 Quadratkilometer und bieten das bekannte schwarzwaldtypische Streusiedlungs- Bild.
Die erste Kapelle wurde nach der Legende auf Geheiß der Mutter Gottes durch einen Priester Theoderich oder Dietrich im Jahr 1255 erbaut. Bereits 1391 musste die Kirche erweitert werden, da die Zahl der Wallfahrer Das Sprichwort ging: „ Maria Todtmoos lässt niemand hilflos“. Als 1427 die Pest in Freiburg wütete, entsandte der Stadtrat 13 Priester und 40 der angesehendsten Bürger, die fastend, barfuss und im tiefsten Stillschweigen dorthin pilgerten, um "Abwendung der Geisel zu erflehen". Die Pest hört alsbald auf. 1439 raffte die Pest während des Konzils zu Basel viele Kirchenfürsten und Einwohner dahin. 400 Bewohner mit 124 Priester zogen hinauf nach Todtmoos und "fanden sofort Erhörung". Auch häufige Ablassbewilligungen, unter anderem von Martin V. und Sixtus IV., sowie verschiedenen Bischöfen und Kardinälen bescherten dem Wallfahrtsort weitere Pilgerscharen. Noch heute ist der Pilgerstrom ungebrochen und auch die Basler halten seit Jahr und Tag ihr Gelübde.
Wunder und Wallfahrten
Neben der wichtigen Funktion als Vorspann- und Pferdewechselstation war das Gasthaus Rössle auch eng mit der berühmten Todtmooser Wallfahrt verbunden. Diese spielt bis heute eine ganz besondere Rolle.
Die Gründungslegende (Badisches Sagenbuch,1898)
Als einer der Waldbrüder, die sich dort ansiedleten, am Sumpfe eine Tanne fällen wollte, habe ihm eine Stimme aus dem Baume drei Mal zugerufen: „Halt ein!“ Er frug, was sie wolle, worauf sie erwiderte:“ Sage den Leuten, dass sie hier zu Ehren der Mutter Gottes eine Kapelle bauen sollen.“ Der Holzhauer richtete dies aus, daraufhin untersuchte ein Priester den Baum und fand darin ein kleines, hölzernes Vesperbild. Dasselbe kam auf den Altar der Kapelle, die man neben den Tannenbaum errichtete. Bald wurde dahin gepilgert, und es geschahen bei dem Bilde viele Wunder.
Die schönste Lage aller Todtmooser Kapellen hat die Josefskapelle in Strick. Eine frühere Holzkapelle war direkt an der Westwand des Rössle angebaut, wurde aber um 1800 ein Opfer der rauen Witterung. Die neue Kapelle soll 1828 von Todtmoosern gestiftet worden sein, die mit Napoleons Armee den Russlandfeldzug mitgemacht hatten und wohlbehalten zurückgekehrt waren.
Die Wirtsleute
Jahrhundertelange Familientradition
Dass ein Gasthof bereits seit dem Jahre 1670 in gleicher Familienhand liegt, ist selbst für die heimat- und traditionsverbundenen Schwarzwälder eine Besonderheit. Beim "Rössle" ist die der Fall - neun Generationen Familien- und Gasthausgeschichte!
Von Huf- und Waffenschmied zum Nesthäkchen
Die „Gründerväter“ des Rössle waren zwei Brüder aus Treblitz – Schönau im Erzgebirge. Der eine Huf- der andere Waffenschmied, erbauten sie im 17. Jahrhundert zwei stattliche Häuser an der strategisch günstigen Stelle, an der das Gasthaus noch heute ein Mittelpunkt der kleinen Siedlung ist.
Der vom Schmiedeberuf abgeleitete Familienname blieb bis 1918 erhalten. In diesem Jahr fiel der Rössle – Wirt in spe, Albert Schmid, im ersten Weltkrieg. Er war erst 20 Jahre alt und hatte keine Chance eine Familie zu gründen. Dabei waren er und seine vier Geschwister bereits 1906 Vollwaisen geworden und wuchsen bei Verwandten auf.
Nesthäckchen Elisabeth (die „Postliesel“ - siehe unter "Weiterführende Informationen") und Sophie, beides Schwestern von Albert, blieben dem Rössle erhalten. Sophie, eine für ihre Klugheit bekannte Frau, heiratete später den Holzhändler Josef Maier aus Geschwend und wurde Rössle – Wirtin, so kam der Name Maier ins Rössle.
Sophie Maier war eine Vollblutwirtin und herausragende Köchin, die in der kargen Kriegs- und Nachkriegszeit bekannt dafür war, aus ein paar alten Kartoffeln mit kleinen Küchentricks zu denen gekonntes Würzen und die optische Präsentation gehörten, ein Festessen zaubern zu können. 1952 starb sie und Sohn Albert übernahm das Gasthaus.
Bogenschiessen & Co
Zusammen mit seiner Frau Maria („Maja“) stellte Albert rechtzeitig die Weichen für einen reibungslosen Übergang aus der gastronomischen 50er Jahre Idylle in einen modernen Gastronomiebetrieb. Zusätzliche Angebote für eine zeitgemäße Urlaubsgestaltung waren der Familie immer wichtig. Heute gehören Bogenschießen und Schneeschuhlaufen dazu (siehe „Tipps und Touren“). Maja und Albert sind noch im Betrieb tätig.
Seit 1993 leitet Sohn Thomas das Familienunternehmen. Er und Ehefrau Astrid sind amtierende Wirtsleute in einer langen Ahnen - Reihe.
Anekdoten & Mehr
Wie Todtmoos zu seinem Namen kam
Das Gebiet um Todtmoos war bis zur Römerzeit „ein unwegsamer, ungeheuerlicher Urwald mit wilden Thieren und ebenso wilden Menschen spärlich bewohnt“.
Eine Überlieferung spricht davon, dass sich an der Stelle an der in christlicher Zeit Kapelle und Siedlung entstanden zuvor ein düsteres Sumpfgebiet befand, aus dem giftige, todbringende Gase aufstiegen. Wahrscheinlicher erscheint jedoch die Ableitung aus dem althochdeutschen Dout Mussa, was Schilfmoos bedeutet.
Liesel Schmidt, einstige Seele des „Rößle“
Wer die Geschichte des heute weit bekannten Hotel-Gasthofes „Rößle“ in Todtmoos-Strick beschreiben will, kann eine Frau nicht außer Acht lassen, die ein Leben lang für diesen alten, traditionsreichen Gasthof gewirkt hat. Es ist Elisabeth Schmidt, die „Post-Liesel“, wie sie die Todtmooser genannt haben. Sie war als Waise mit vier Jahren zu den Verwandten, dem Ehepaar Schäuble, in das „Rößle“ gekommen. Ihre Eltern, die Todtmooser Restaurationswirte Schmidt, waren früh verstorben und hinterließen fünf Waisen. Diese wurden unter den Verwandten „verteilt“. Sofie und Albert kamen zusammen mit dem Nesthäkchen Liesele, geboren am 1. Januar 1900, zu den Rößlewirts. Albert fiel in den letzten Kriegsmonaten des ersten Weltkrieges in Frankreich, Sofie erbte das Gasthaus. Liesele wurde an der Post angestellt, sie war auch zwischendurch auf der Kurverwaltung tätig.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie Postobersekretärin und für einige Jahre sogar Leiterin des Todtmooser Postamtes. Aber ihre ganze Liebe und Hingabe gehörte dem „Rößle“. Sie war eine unersetzliche Hilfe für die Rößlewirtin Sofie. Während Sofie als bekannt gute Köchin ihre Gäste versorgte, erledigte die Liesel die schriftlichen Arbeiten, arbeitete den Belegungsplan aus und war an den Wochenenden und den Abenden für die Gäste da. Sie pflegte in ihrer herzlichen Art den Kontakt zu den Gästen.
Sie war in den 20er und 30er Jahren sowie nach dem Ende des zweiten Weltkrieges die kontaktfreudige „Tante Liesel“. Oft griff sie abends zu ihrer Gitarre, die Gäste scharten sich um sie und es wurde mit Herzenslust gesungen. Das waren für die Gäste unvergessliche Stunden. Sie selbst hatte eine beachtenswerte Sopranstimme, begeisterte aber auch im Altstimmen-Bereich. Wenn es nötig war, sprang sie zur Mittagszeit und am Abend im Service ein. Wenn in wirtschaftlich schweren Zeiten das „Rößle“ in wirtschaftliche Nöte kam, dann half die Postbeamtin mit ihrem Gehalt soweit das möglich war.
Ihre Verdienste um diesen alten und traditionsreichen Gasthof sind vielfältiger Art, denn Kenner seiner Geschichte ist diese Lebensleistung einer vielseitig begabten Todtmooserin unvergesslich und fordert hohe Anerkennung. Im Alter von 84 Jahren ist sie in einem Freiburger Pflegeheim gestorben und fand auf dem Friedhof ihrer geliebten Heimatgemeinde Todtmoos ihre letzte Ruhe.
Von Drachen und Hexen
Der Drache im Herrenkopf
Es mögen wohl nun schon über 100 Jahre her sein, seitdem ein Drache in den Herrentopf, den westlich von Vordertodtmoos gelegenen Berg gefahren. Es war im Heuet. Schaffend regten sich die Menschen auf den Matten, bei gutem Wetter das Erträgnis unter Dach zu bringen. Bald stand die Sonne am höchsten. Da- was war denn das, was von Osten her durch die Lüfte fuhr? Auf kurzen Füssen wird die Last des langen Leibes aufgetürmet. Ein schuppicht Panzerhemd umfasst den Rücken, den es furchtbar schirmet. Langsam wälzte sich das Ungeheuer gegen den St. Antoni Berg. Als es an den Herrenkopf kam, da – mit einem Male war`s nicht mehr zu sehen! Das Volk stand verwundert auf den Matten und schlug die Hände über dem Kopfe zusammen. Krieg, Pest und Teuerung glaubte man im Anzuge. Heute noch horcht zuweilen einer am Berge, um den Drachen zu hören.
Hexentanz auf dem Bauernfeld
Zwischen Todtmoos und Bernau, unterhalb dem „Roten Kreuz“, rechts der Straße, liegt ein Torffeld. Das Volk weiß davon zu erzählen, dass in der Fronfasten, nachts in der zwölften Stunde Hexen hier einen Tanz abhalten. Schauerlich seien die Gestalten und aus dem Boden spritze Feuer. In der Mitte des Tanzes sei die Meisterhexe, die Befehle erteilend. Wie aber die Kirchenuhr in Bernau ein Uhr schlage, entstehe ein Windstoß und mit ihm seien die Hexen verschwunden.
Rund um's Gasthaus
Josefsfest und Glasträger
Die schönste Lage aller Todtmooser Kapellen hat die Josefskapelle in Strick. Eine frühere Holzkapelle war direkt an der Westwand des Rössle angebaut, wurde aber um 1800 ein Opfer der rauen Witterung.
Die neue Kapelle soll 1828 von Todtmoosern gestiftet worden sein, die mit Napoleons Armee den Russlandfeldzug mitgemacht hatten und wohlbehalten zurückgekehrt waren (Oehler).
Todtmoos liegt am Glasträgerweg, ungefähr auf halbem Weg der gesamten Strecke von Todtnau nach Laufenburg. Der Themenwanderpfad informiert sehr ansprechend über die historische Glasproduktion im Schwarzwald, den abenteuerlichen Vertrieb der zerbrechlichen Ware durch die Glasträger sowie den „Mythos Glas“.
Auch wenn Sie nicht den kompletten Weg erwandern, sollten Sie sich das Glasmuseum im Todtmooser Heimatmuseum keinesfalls entgehen lassen. Ganzjährig geöffnet.
Kontakt: Heimatmuseum Murgtalstraße 15 79682 Todtmoos
Tel.: +49 (0) 7674 / 8870
Öffnungszeiten: Mittwoch, Freitag und Sonntag 14.30 - 17 Uhr zusätzlich vom 01.06.- 30.09. Dienstag 14.30 - 17 Uhr
Führungen, Glasbläservorführungen etc. auf Anfrage bei der Tourist-Information: Tel.: +49 (0) 76 74 / 90 60 - 0
Übrigens: dem Glasträger im Bild können Sie heute noch begegnen.