Oberkirchs
Weinstuben ****
Gasthaus seit 1783
Das Gasthaus & seine Geschichte
Das „Oberkirch“ liegt nur einen Steinwurf vom Münster im Herzen Freiburgs. In direkter Nachbarschaft zum Historischen Kaufhaus, gehört es zu den wenigen Gebäuden, die den Münsterplatz umschließen – ja, die ihn in gewissem Sinn erst bilden. Die beiden Bilder zeigen das "Oberkirch" auf seltenen Ansichtskarten, gestempelt 1897 und 1911.
Zwei Wappen an der gelben Fassade erwähnen die Namen „Haus zum Rosenzweig“ und „Haus zum wilden Samson“; sie verweisen tief in die Stadtgeschichte, ins 14. Jahrhundert. Aber erst 1738 wird die Geschichte des Hauses greifbar. Damals eröffnete ein gewisser Mathias Wilhelm aus Burkheim hier eine Schankwirtschaft. Er konnte nicht wissen, dass er eine Gasthaustradition begründete, die inzwischen schon seit fast dreihundert Jahren andauert.
Denn was als einfache Weinstube begann, wurde erst zum Restaurant, später zum Hotel. 1870 vergrößerte der damalige Inhaber Eduard Hummel die Wirtsstube zum Restaurantraum; dafür musste er dem Schumacher Johann Schmid, der die zweite Hälfte des Hauses besaß, diese für 12.000 Gulden abkaufen. Im November 1936 übernahm Karl Oberkirch das Haus, renovierte es umfassend und baute es zum Hotel aus. Die Hotelgäste waren auf zwei Etagen untergebracht, in der dritten befand sich das Personal. Im Bombenhagel des Weltkriegs, der die Freiburgs Innenstadt zu weiten Teilen vernichtete, blieb das „Oberkirch“ – wie auch das Münster – glücklich verschont. Während die Brandbomben fielen, soll Karl Oberkirch angeblich ein im Historischen Kaufhaus ausbrechendes Feuer mit den Beständen seines Weinkellers gelöscht haben, wie man sich erzählte …
1951 erwarb Oberkirch den zerstörten Pferdestall des Sickinger Palais und machte daraus weitsichtig eine Parkmöglichkeit für die motorisierten Gäste. In der alten Kutschengarage stehen nun die Autos der Hotelgäste. Unter Helmut Johner – dem Sohn von Oberkirchs Tochter Helga – und dessen Lebensgefährtin Doris Hunn erfolgte 1992 eine weitere, gründliche Renovierung; dadurch erhielt das Haus mit seinen Restaurant-Räumen und 26 Hotelzimmern bis ins Detail die Gestalt, die es noch heute besitzt. Jeder Meter ist ausgenutzt und hat seine Bestimmung. Das zum Münsterplatz weisende Stammhaus besitzt die älteste Bausubstanz; das Gästehaus zur Schusterstraße hin ist erheblich jünger. Mehrere Teile des alten Traktes stehen unter Denkmalschutz, allem voran die Fassade.
Tradition verpflichtet – das beweist auch die Küche: Sie zählt zur gehobenen Mittelklasse, ist gut- bis feinbürgerlich. Setzen wir uns auf die schöne Terrasse direkt auf den Münsterplatz und bestellen.
Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte
1738 bis 1785: Mathias und Regina Wilhelm
Stellen Sie sich einen Gastwirt im Anzug vor? Sicher nicht! Ein Gastwirt wäscht Gläser und schleppt Weinfässer. So schildert ein Zeitungsbericht aus den Dreißigern Mathias Wilhelm, den ersten Wirt des späteren „Oberkirch“: Hemdsärmelig, mit einem Busch am Haus Nr. 289 am Münsterplatz, eröffnete er 1738 seine Weinstube. Bereits 1746 kaufte er das Haus, und 1749 verzeichnete er im Taufbuch des Münsters seine Berufsbezeichnung „Bürger und Wirt“.
Dieser Bericht erschien am 27. November 1938 in „Der Alemanne“ unter dem Titel „200 Jahre Weinstube am Kaufhaus. Die Geschichte einer Buschwirtschaft auf dem Freiburger Münsterplatz“. Für die Geschichte des „Oberkirch“ ist er eine einzigartige Quelle, denn Stammbücher wurden nicht geführt, und viele Dokumente gingen im Zweiten Weltkrieg verloren.
Der Bericht basiert auf einem Gespräch zwischen Karl Oberkirch und einem Journalisten des „Alemannen“ mit den Initialen „K. M.“. Karl Oberkirch war erst seit einem Jahr Inhaber des Hauses. Seit 1738 wurde das Haus von drei Familien geführt: den Wilhelms, den Hummels und den Oberkirchs. Mathias Wilhelm starb 1769, seine Frau Regina führte das Haus bis zu ihrem Tod 1785. Danach übernahm ihr Sohn Josef die Weinstube.
1785 bis 1829: Josef und Elisabeth Wilhelm
Josef Wilhelm trat bereits 1769 der Küferzunft bei und war Hauptberuflich Kanzlist. Nach dem Tod seiner Mutter erhielt er 1785 die Erlaubnis, die Weinwirtschaft weiterzuführen. Da sein Gehalt bescheiden war, durfte er die Weinstube weiterbetreiben, auch als er bereits fünf Kinder hatte. Seine Frau Elisabeth unterstützte ihn tatkräftig. Josef starb 1829 im Alter von 89 Jahren.
Die Wirtsleute
Karl Oberkirch
Karl Oberkirch stammte aus dem Kaiserstuhl, aus einer Familie von Gastwirten und Winzern. Als er 1936 das Haus am Freiburger Münsterplatz erwarb, besaß er bereits eine Weinstube am Ort – bloß einige hundert Meter weiter, in der Bertoldstraße. Nur etwa ein Jahr lang betrieb er beide Weinstuben gleichzeitig; danach konzentrierte er sich mit all seiner Kraft auf das Haus am Münsterplatz. „Oberkirchs Weinstuben“ – also „Weinstube“ im Plural – lautet seither dessen offizieller Name, der sich heute noch in goldgelben Lettern über die helle Fassade zieht.
Oberkirch gestaltete das neuerworbene Gasthaus so gründlich um, dass es bis heute seinen Stempel trägt, seinen Geist atmet: Der Kachelofen, die Holzvertäfelung, die handgedrechselten Stühle, die vielen Gemälde an den Wänden, die er meistens bei Freiburger Künstlern erstand – all das geht auf Karl Oberkirch zurück. Aus der einfachen Schankwirtschaft machte er ein feines Speiselokal. Seine Frau Elise stammte ebenfalls aus einer Gastronomenfamilie, aus Bahlingen im Kaiserstuhl – es mag sein, dass ihm auch aus diesem Grund die gute Küche eine Herzensangelegenheit war … Und da Oberkirchs eigene Familie im Kaiserstuhl ein Weingut besaß, pachtete er kurzentschlossen den Gewölbekeller des alten Peterhofs (heute ein Gebäude der Universität) mitsamt einigen Keltermaschinen. Er stellte einen Kellermeister ein und produzierte dort seinen eigenen Wein.
Schon bald nachdem er das Münsterplatzhaus übernommen hatte, baute Oberkirch die Wohnungen in den oberen Stockwerken nach und nach zu kleinen Hotelzimmern um. Es war dort allerdings zuerst noch ein bescheidenes Wohnen: Die Zimmer hatten keine eigenen Bäder, es gab nur ein Etagenbad. Bloß ein sehr großes Zimmer im 2. Obergeschoss – das sogenannte „Fürstenzimmer“ – besaß damals schon einen eigenen Baderaum. Immerhin: Der entscheidende Schritt zum „Hotel Oberkirch“ war getan. 1951 wurde auch der Hoteltrakt in der Schusterstraße (der sich auf der rückwärtigen Seite direkt an das Münsterplatzgebäude anschließt) feierlich eröffnet.
Vor allem in den Jahren nach dem Krieg war das „Oberkirch“ ein Treffpunkt der Lokalpolitik – mehrere Stammtische existierten, die lange Zeit regelmäßig zusammen kamen. Stadträte und Bürgermeister besprachen sich bei einem Schoppen Wein … Noch heute sieht man an den Wänden manche Fotos von Freiburger Honoratioren aus dieser Zeit. An den Samstagen gab es damals ungefähr 15 Stammtische – an fast jedem Restauranttisch einen. Bis heute (2009) haben sich einige dieser Stammtische erhalten.
Doris Hunn
1951, im Jahr der Hoteleröffnung, trat Oberkirchs Tochter Helga in den Betrieb ihrer Eltern ein; 1967 übernahm sie von ihnen die Führung des Hauses. Gemeinsam mit Herbert Johner, ihrem Mann, leitete sie das „Oberkirch“ bis zum Jahr 1991 – dann ging der Stab an den gemeinsamen Sohn Helmut weiter und an dessen Lebensgefährtin Doris Hunn.
Doris Hunn ist keine alteingesessene Freiburgerin; sie hat aber schon frühzeitig „reingeschmeckt“: In Gottenheim am Tuniberg geboren, besuchte sie das Freiburger St.- Ursula-Gymnasium; in Freiburg hat sie auch studiert. Nachdem sie und Helmut Johner die Leitung des „Oberkirch“ übernommen hatten, war das Erste, was sie in Angriff nahmen, eine weitere umfassende Renovierung des Hauses. Seither gibt es drei kleine Suiten mit allem Komfort, und in die Hotelzimmer kamen Bäder. Im Münsterplatzhaus wurde ein Aufzug eingebaut. Die Küche erhielt eine moderne technische Ausstattung; sie wurde komplett umgestaltet. – Die Weinproduktion im Keller des Peterhofs mussten die beiden neuen Wirte allerdings aufgeben. Denn als der noch von den Oberkirchs eingestellte Kellermeister Mitte der Neunzigerjahre in Rente ging, erhöhte das Land den Mietpreis kräftig – und das Geschäft mit selbstproduzierten Wein war mit einem Mal nicht mehr rentabel.
1997 starb Helmut Johner und Doris Hunn führte das „Oberkirch“ allein weiter. Bis November 2022.
Toni Schlegel
Zum 1. Dezember 2022 hat der Freiburger Toni Schlegel das Oberkirch kurzfristig übernommen und damit dessen Zukunft gesichert. Das verlief ganz unmerklich und seither wird das Oberkirch so weitergeführt, wie man es kennt, größtenteils mit demselben Personal wie zuvor.
„Das Oberkirch ist das Herzstück der Stadt aus gastronomischer Sicht und ich war hier schon immer gerne selbst als Gast“, erzählt der neue Pächter Toni Schlegel. Außerdem sei er direkter Nachbar mit dem Ganter Brauereiausschank. Von daher fiel ihm die Entscheidung nicht schwer, als Doris Hunn die Entscheidung traf, das Oberkirch aufzugeben und ihre Zeit als Pächterin vorzeitig zu beenden.
Schlegel selbst ist in Freiburg natürlich kein Unbekannter, mit der Schlegel Gastronomie führt er sieben Betriebe. Er selbst ist Volkswirt und kann besten mit Zahlen jonglieren. Seit Jahren belebt er die Freiburger Gastronomie-Szene neu und das sehr erfolgreich. „Ich sehe mich der Stadt Freiburg, ihren Einwohnern und den vielen Touristen aus aller Herren Länder verpflichtet und möchte mit meinem Team, dazu beitragen, dass sich Freiburger ebenso wie alle Gäste hier wohlfühlen.“
Anekdoten & Mehr
Freiburgs wertvollste "Überlieferung"
Das herrliche Freiburger Münster mit dem "schönsten Turm der Christenheit" liegt buchstäblich vor der Haustür von Oberkirschs Weinstuben!
Wer könnte es besser formulieren als der "Baedeker": "Das Münster, aus rotem, im Sonnenschein prächtig erglühendem Sandstein ... ist eines der grössten Meisterwerke er gotischen Baukunst in Deutschland und noch im Mittelalter selbst vollendet worden."
So ist das Münster in Stein gehauene Geschichte und überliefert uns "im Original" mittelalterliches Denken und Fühlen. Am besten Sie mieten sich gleich im "Oberkirch" für mehrere Tage ein Zimmer mit Blick aufs Münster. Denn um all die Symbole, Allegorien und mythischen Wesen am und im Freiburger Münster zu studieren reichen wenige Tage nicht aus.
Von Zufall, Glück und Tollkühnheit
Ein seltsamer Zufall verbindet den ersten Wirt des Hauses am Münsterplatz – Matias Wilhelm, der hier 1738 seine Weinstube neben dem Kaufhaus eröffnete – mit Karl Oberkirch, der das Haus 200 Jahre später übernehmen sollte: Beide Männer stammen nämlich aus dem kleinen Ort Burkheim am Kaiserstuhl … Ja, Karl Oberkirch hat unter seinen Vorfahren sogar mehrere „Wilhelms“, so dass beide Wirte womöglich weitläufige Verwandte waren!
Die folgende hübsche Geschichte aus einer Zeit, als das „Oberkirch“ noch „Der Hummele“ hieß, findet sich im großen Restaurantraum hinter Glas an der Wand:
Wer das Glück hat, führt die Braut heim
"Sie waren alle drei lustige Corpsstudenten im alten gemütlichen Freiburg: Hummel, Schmidt und Dillsberger. Aber auf einmal wurden sie ernst und beschlossen, einen Lebensberuf zu ergreifen. Schmidt wurde Offizier, Dillsberger Pfarrer, und Hummel übernahm die Weinwirtschaft am Münsterplatz. Eines Tages hatte er ein Schweinchen gekauft, das er zu Metzelsuppe verarbeiten wollte. Nach altem schlichten Gebrauch führte er das erworbene Tierchen selber am Strick über den Münsterplatz seinem Hause zu. Da traf es sich, dass es gerade die Stunde war, wo Hauptmann Schmidt die Wache am alten Gebäude der „Hauptwache“ auf dem Münsterplatz aufmarschieren ließ. Und es traf sich weiter, dass gleichzeitig Pfarrer Dillsberger aus dem Münster trat. So standen sich die alten Corpsbrüder gegenüber und schauten sich an: der eine im Offiziersrock, der andere im Pfarresrock und der Dritte mit einem Schweinchen am Strick. Unwillkürlich mussten sie herzlich lachen. Hummel aber lachte am lautesten und rief: „Aha, jetzt sieht man’s. Wer das Glück hat, führt die Braut heim!“ Sprachs und trieb sein Schweinlein nachhause."
Die Wirren des 2. Weltkrieges
Stimmt es wirklich, dass Karl Oberkirch im November 1944 während des Bomberangriffs auf Freiburg einen ausbrechenden Brand mit den Beständen seines Weinkellers gelöscht hat, um sein Haus zu retten, wie die Überlieferung wissen will?
Zumindest hat die Geschichte einen wahren Hintergrund. Nämlich folgenden: Am Abend des 27. November 1944 waren die meisten Wasserleitungen Freiburgs zerstört, und aus den Flugzeugen wurden Brandbomben auf die Stadt geworfen, noch und noch … Die Brandschutzmauern reichten nur bis zum zweiten Stock. Wenn eine Bombe in einen Speicher einschlug, griff der Brand rasch um sich – auf diese Weise wurde viele Häuser Opfer der Flammen, besonders in der dicht bebauten Innenstadt.
Karl Oberkirch und einer seiner Bedienten hatten in dieser Situation die Kühnheit, die ganze Nacht hindurch im Dachboden des Restaurants auszuharren und Brandwache zu halten. Und tatsächlich: Sie hatten reichlich Wein aus dem Keller in großen Behältern neben sich stehen … Wäre ein Feuer ausgebrochen, hätten sie damit gelöscht, denn Wasser gab es nicht mehr. Glücklicherweise war das nicht nötig – das „Oberkirch“ blieb vom Krieg verschont.
In den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg war das „Oberkirch“ ein Treffpunkt aller gesellschaftlichen Schichten, besonders an Markttagen. Schon am Morgen stand das Büfett voll mit Weingläsern. Dann wurde die Tür geöffnet, und alle Welt strömte herein. Da kamen Bauern wie Universitätsprofessoren, um gegen Lebensmittelmarken ein Glas Wein zu tauschen. Alle saßen gemeinsam am Tisch, packten ihr Vesper aus oder bestellten eine Suppe und tranken ihren Schoppen Wein. Es muss eine besonders heitere Stimmung im „Oberkirch“ geherrscht haben trotz der bedrückenden damaligen Zeitumstände; noch heute erzählen die alten Stammgäste von diesen Tagen.
Rund um's Gasthaus
Am Münsterplatz
Das Hotel Oberkirch in Freiburg liegt im Herzen der Stadt und bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe. Direkt vor der Tür befindet sich das historische Freiburger Münster, eine beeindruckende gotische Kathedrale, die das Stadtbild dominiert. In der Umgebung des Hotels können Besucher die Altstadt mit ihren engen Gassen und malerischen Fachwerkhäusern erkunden. Unweit davon liegt der Kartäuserplatz mit der gleichnamigen Kartäuserkirche, einem bedeutenden Denkmal der Stadtgeschichte. Der Seepark bietet eine grüne Oase zum Entspannen und Spazieren. Im Augustiner Museum, einem der bedeutendsten Museen Freiburgs, können Kunstwerke aus verschiedenen Epochen bewundert werden. Für Naturliebhaber bietet der nahegelegene Schauinsland mit seiner Seilbahn eine wunderschöne Aussicht auf den Schwarzwald und die Region.
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Umgebung sind der Hausberg Schauinsland, der Zoologische Garten Freiburg und der Schwarzwald mit zahlreichen Wanderwegen. Kulturinteressierte sollten auch das Theater Freiburg oder das Collegium Gloria besuchen. Für kulinarische Entdeckungen bietet die Stadt eine Vielzahl an Restaurants, darunter auch typische Badische Weinstuben. Historisch Interessierte können die Stadtmauer und die Bachstraße mit den alten Handelsgassen besuchen. Der Münsterplatz lädt mit seinen Cafés und Geschäften zum Verweilen ein. Das Historische Kaufhaus und der Rathausplatz sind ebenfalls nur wenige Gehminuten entfernt. Ein weiteres Highlight ist die Bächle, das kleine Wasserkanalsystem, das die Straßen der Altstadt ziert.