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Historische Gasthäuser
Salem-Beuren
Gasthof Adler
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Rolle in der Geschichte

Gastfreundschaft seit uralten Zeiten

Die Gastfreundschaft bei unseren Vorfahren bestand in der Gewährung von Verpflegung. Dazu gehörte nach dem Gemeindegastrecht u.a. auch freies Quartier, eine Gastgabe sowie die Teilnahme an der häuslichen Gemeinschaft. Neben der privaten und kirchlichen Gastfreundschaft dieser Art entstand im Laufe der Jahrhunderte eine gewerbliche Gastfreundschaft. Diese wurde gegen Bezahlung in den sogenannten "Tabernen" ausgeübt. Hierfür war in jedem Fall eine Erlaubnis durch den Landrichter nötig. Dass dem Vorläufer des Gasthofs Adler die Erlaubnis zur Führung einer solchen "Taberne" erteilt wurde, ist anzunehmen. Urkundlich belegt ist nämlich, dass in der Landgerichtsstube im Wirtshaus Adler am 11. Dezember 1464 das Landgericht tagte. Nach der Verhandlung werden wohl die Richter und Geschworenen, wie es Brauch war, für ihr leibliches Wohl die "Gastfreundschaft" des Wirtshauses erprobt haben.
Bild vergrößern Der Original - Lehensbrief von 1753 für Anton Paul, "Würth zu Beüren" aus dem hervorgeht, dass der Adler füstenbergischer Besitz war wurde auf einem Balken des Dachbodens entdeckt. Die Bilder können durch anklicken vergrößert werden.
Bild vergrößern Bereits vor dem 30jährigen Krieg (1618-1648), an welchen das "Schwedenhaus" in Beuren erinnert (s. auch Kapitel "Tipps und Touren") wurde der "Adler" 1464 als Gerichtshaus erwähnt.

Erste Erwähnung als "Wirtshaus" findet sich in der Chronik des "Adler", wonach im Jahre 1503 das Schupflehen, bestehend aus Wirtshaus, Hofstatt und Garten an neue Lehenträger übertragen wurde. So hatte das Gebäude jahrhundertelang mehrere Bestimmungen. Einerseits Wirtshaus mit Landwirtschaft, andererseits Sitz des Landgerichts Beuren und in Folge des Oberamtes Heiligenberg. Wo früher Recht gesprochen wurde, ging es später ausgelassener zu.

Wie zu damaliger Zeit üblich, befand sich im ersten Stock der Tanzsaal. 150 Sitzplätze boten sich zum fröhlichen feiern an. Klaus-Peter Mayer kann sich noch an "weiße Sonntage" erinnern, an denen für sechs bis sieben Familiengruppen einheitliche Essen nach oben getragen wurden. Auch öffentliche Hochzeiten ließ sich niemand entgehen. Von vormittags bis abends feierten die geladenen Gäste mit Speis und Trank, ab 20.00 Uhr durfte dann jeder kommen und mit tanzen.

Ebenso wie oben haben die Gaststuben im unteren Bereich während ihrer langen Geschichte unzählige Menschen erlebt. Hier war auch noch bis nach dem zweiten Weltkrieg die Poststelle untergebracht. Besonders im Winter waren die Stuben Treffpunkt für alle. Während man im Sommer mit der Landwirtschaft im Freien beschäftigt war, verdiente man sich im Winter ein Zubrot und traf sich dabei gemeinsam im Wirtshaus. So konnte der Korbflechter seine Körbe flechten, der Krauthobler sein Kraut hobeln und nebenher Neuigkeiten austauschen - Fernsehen gab es noch nicht. Für bewegte Bilder sorgte die Theatergesellschaft Beuren, in der der Großvater des jetzigen Wirtes aktives Mitglied war. Viel hat sich im Laufe der Zeit verändert - ein Ort der Begegnung ist der Gasthof Adler geblieben. Alle traditionellen Vereine, ob Turner, Sänger, Reiter oder Jäger treffen sich hier regelmäßig, alle Genießer von guter Gastlichkeit sowieso.
Bild vergrößern Hannelore und Klaus-Peter Mayer mit dem Original Lehensbrief von 1753, der auf starkem Pergament geschrieben wurde und heute noch "wie neu" aussieht.
Bild vergrößern Ansichtskarte um 1935

Behagliche Atmosphäre

Der Gasthof Adler in Beuren mit seinem auffallend hübschen Fachwerk steht unter Denkmalschutz. Im Zuge von Umbau- und Renovierungsarbeiten 1979/80 wurden anstelle des früheren Tanzsaales in der oberen Etage 11 Doppelzimmer eingerichtet. Auch zur Erweiterung des Gasthofs gab die Denkmalschutzbehörde die Genehmigung. So konnte unter Einhaltung aller Vorgaben im Jahre 1999 ein lichtdurchfluteter Anbau eröffnet werden. Dieser bietet Platz für 120 Personen und so die Möglichkeit für größere Feierlichkeiten, wie es im "Adler" von jeher Brauch war. Auch bei kritischem Hinsehen wird klar, dass sich Alt und Neu hier gut miteinander vertragen.
Bild vergrößern Originalfachwerk im Eingangsbereich...
Bild vergrößern ... und das Deckengebälk in der Gaststube
Bild vergrößern Umlaufende Sitzbank am Kachelofen ...
Bild vergrößern ... der von einigen skurrilen Objekten geziert wird (Bild: A. Rose)

Tritt man in den historischen Teil des Gasthofs ein, bleibt der Blick an einer hohen Standuhr hängen, die gegenüber dem Tresen ihren Platz gefunden hat. Das wertvolle Erbstück war die Hochzeitsuhr des Großvaters der Wirtin. Auch wenn man das Prachtexemplar noch nicht entdeckt hat, spätestens beim ersten Stundenschlag wird man hellhörig. Einige Gäste schauen beim ungewöhnlichen Sound erstaunt vom lecker gefüllten Teller auf. Birgit Mayer verrät uns, dass der Klang des Schlagwerks dem des Hildesheimer Doms in ihrer Heimat nachempfunden wurde.

Weitere Hingucker in den Gaststuben und Gängen sind einige antiquarische Möbelstücke. Von der alten Bausubstanz kann man im Eingangsbereich noch das Originalfachwerk bewundern. Auch die Deckenbalken im Raum linkerhand des Eingangs sind erhalten. Ein ca. 55 Jahre alter Kachelofen sorgt hier für die Behaglichkeit eines badischen Gasthofs.
Bild vergrößern Die Hochzeitsuhr des Großvaters
Bild vergrößern Bauern - Schränkchen

Bilder

Theatergesellschaft Beuren 1927
Chronik des Adler in Beuren
Auszug aus Tageszeitung von August 1881
Auszug aus der Lehensablösung 1839/40