Restaurant
Grüner Baum
Gasthaus seit 1873
Das Gasthaus & seine Geschichte
Auf der Halbinsel Höri im westlichen Bodensee die Gemeinden Gaienhofen, Öhningen und Moos. Als 1873 eine Straße von Radolfzell nach Moos gebaut wurde, hatte der Gastwirt Georg Baum den richtigen „Riecher“ und baute ein Gasthaus an der neuen Landstraße. Nach seinem Namen und in der Hoffnung, dass das Gasthaus ein Erfolg wird, nannte er es „Grüner Baum“...
Heute säumen Pappeln die alte Landstraße von Moos nach Radolfzell und urige Schilfrohrfelder begleiten den Fahrer in die Gemeinde Moos, wo rechter Hand das Gasthaus liegt. Das prächtige Gasthaus mit der interessanten Geschichte ist ein heißer Tipp sowohl für Genießer als auch für Freunde der Kunst. Der heutige Wirt, Hubert Neidhart, pflegt eine innovative Küche mit Vorliebe für Fisch und Höri-Produkte, die ihm überregionale Beachtung eingebracht hat.
Zwei der traditionsreichen Partner des "Grünen Baum" sind Fischermeister Willi Böhler aus Hemmenhofen, über den bereits die "FAZ" berichtete, und die Eheleute Helmut und Ruth Müller, die in vierter Generation einen großen (Bio-) Hof in Kaltbrunn betreiben.
Als Georg Baum 1880 starb, führte Sohn Franz den Familienbetrieb weiter, ja vergrößerte sogar, indem er einen Weinhandel aufzog. Er kaufte alle Weine der Höri auf, war gleichzeitig ein angesehenes Gemeindemitglied und wurde schließlich zum Bürgermeister gewählt.
Vom Dorftreffpunkt...
In dem neuen Gasthaus lief das Geschäft gut an. Da es direkt an der Hauptverkehrsstraße liegt, kehrten Fuhrleute und Händler auf ihrem Weg von und zur Arbeit ein. Die ortsansässigen Bauern stärkten sich hier nach den anstrengenden Markttagen auf dem Rückweg, und auch die Fischer suchten im Grünen Baum Gesellschaft für ein Schwätzchen.
Die Wirtsleute
Mit Emil Neidhart führte die 5. Generation das Zepter
Sophie heiratete 1919 Wendelin Maier, einen weit gereisten Grand Hotel - Oberkellner, dem sicherlich die ganze Welt offen gestanden hätte, der aber aus Liebe in Moos hängen blieb. Die kurze Geschichte dieser letztlich tragischen Beziehung ist im Download unten, "Eine heilsame Ohrfeige", nach zu lesen - mit historischen Bildern. Zwei Kinder wurden geboren, Franz und Rosel. Bei der Geburt von Rosel starb Sophie, und nach zwei Jahren heiratete Wendelin Maier die fleißige Maria Buchegger aus Bohlingen. Sohn Franz kehrte nicht von der Russlandfront zurück, und so wurde seine Schwester Rosel mit der Führung der Wirtschaft betraut. Wendelin Maier ereilte ein tragisches Schicksal: er wurde 1955 überfahren, als er die Posttasche zum Postbus bringen wollte.
Bei den Lieferungen der Post brachte Emil Neidhart seinen Sohn Gottfried mit, und zwischen Rosel und Gottfried entstand eine Beziehung, die nach der Rückkehr von Gottfried aus der Kriegsgefangenschaft mit der Hochzeit 1949 gekrönt wurde. Gottfried Neidhart war gelernter Konditor, und sein erstes selbstständiges Einkommen verdiente er sich mit Brotbacken. Nach dem Krieg hatte man das dunkle Brot satt, und Gottfried Neidhart buk das erste Weißbrot, das Mooser Bürger im Wirtshaus kaufen konnten – es gab keine Bäckerei im Dorf. In den abkühlenden Backofen schob er anschließend Meringen, die gerne zum Nachtisch verwendet wurden. (Diese Tradition, Brot- und Meringen backen, ist bis heute erhalten geblieben.)
Gottfried und Rosel hatten fünf Kinder, und alle konnten für die Gastronomie begeistert werden. Klaus und Hubert Neidhart lernten Koch, die drei Mädchen Hotel-und Gaststättengehilfin. Die Mädchen widmeten sich anderen Aufgaben, Klaus übernahm das Hotel „Haus Gottfried“ nebenan, und Hubert verschrieb sich mit Leib und Seele dem Grünen Baum. Eine Kochlehre im renommierten Steigenberger Inselhotel in Konstanz und darauf folgende „Wander“jahre mit Auslandsaufenthalten in England und Frankreich prägten ihn.
1977 kam Hubert mit einer Philosophie nach Hause, die für ihn bis heute gilt: Die "Seele" der Lebensmittel muss erhalten bleiben. Es kommen nur makellose, unverfälschte, geschmackreiche und regionale Produkte auf den Tisch.
In der Küche wird der Chef von Simon Kübler unterstützt, der schon seit 2000 im Grünen Baum ist und hier seine Kochlehre gemacht hat. Zwischendurch hat er in der Schweiz gearbeitet, ist aber gerne wieder nach Moos zu Hubert Neidhart zurückgekehrt. Und nachdem Klaus Neidhart das Haus Gottfried verkauft hat, ist jetzt Thomas Schulz der dritte Koch im Grünen Baum. Er hat seine Lehre beim Bruder im Haus Gottfried gemacht und ist bestens mit der badischen Küche vertraut. So gut unterstützt kann sich Hubert Neidhart auch anderen Aufgaben widmen. Er ist der "Joker" im Betrieb, macht auch mal den Service oder repariert als "Hausmeister".
Kulinarisches Ausflugsziel erster Güte
Der "Grüne Baum" ist ein reines Speiselokal. Bodenseefische und Hörigemüse spielen in der Küche die Hauptrolle. Auch das Fleisch-, Käse- und Getränkeangebot kommt aus der Region. Dabei legen Küchenchef Hubert Neidhart und sein Stellvertreter Simon Kübler Wert auf den authentischen Geschmack der Zutaten. Seine Zulieferer kennt der Maître schon lange. Manche, wie der Fischermeister Willi Böhler aus Hemmenhofen, haben schon seinen Vater beliefert.
Sympathisch: Neidhart macht die Herkunft der Lebensmittel völlig transparent, nennt für alle Zutaten die Lieferanten und verwendet möglichst nur Bioware. Das angebotene Emmerbrot wird selbst gebacken, und wenn es noch einen Vorrat davon gibt, kann der Gast auch einen Laib erwerben.
Für Pilger ist ein spezielles "Pilgermahl" vorgesehen sowie Proviant zum Mitnehmen... auf den (langen) Weg.
Über die hervorragende Küche, die auch unter den als Feinschmecker bekannten Gästen aus der Schweiz einen großen Namen hat, finden Sie einiges Wissenswertes im Kapitel Anekdoten & Mehr. Dort wird auch das Rezept von Hubert Neidharts legendärer Fischsuppe verraten und Sie erfahren, was es mit der Höri Bülle (Zwiebel) auf sich hat.
Das Rezept der Fischsuppe zum Nachkochen
Ein Statement von Hubert Neidhart, der 2018 zum Genussbotschafter von Baden-Württemberg ernannt wurde:
In meiner Küche werden die besten und gesündesten regionalen Produkte und Spezialitäten verwendet. Unsere Speise- und Getränkekarte ist das kulinarische Spiegelbild unserer Landschaft - und da hat die Halbinsel Höri ja so Einiges zu bieten. Bodenseefische und Hörigemüse spielen dabei die Hauptrolle. Ergänzt durch ein regionales Fleisch-, Käse- und Getränkeangebot repräsentieren wir die gewachsene Bodenseeküche.
Anekdoten & Mehr
Wasserprozession und Höri Bülle 1/2
1796 wütete in Süddeutschland eine verheerende Viehseuche. In ihrer Not gingen die Mooser nach Radolfzell und baten die so genannten "Drei heiligen Hausherren" um Hilfe. Zum Dank dafür, dass sie verschont blieben, pilgerten die Bürger fortan alljährlich am Hausherrenmontag (Montag nach dem 3. Sonntag im Juli) nach Radolfzell. Die in prächtig geschmückten Booten kommenden Pilger werden am Hafen in Radolfzell erwartet und in feierlichem Zug ins Münster geleitet, wo mit dem "Mooser Amt" die Wallfahrt abschließt.
Wasserprozession und Höri Bülle 2/2
Seit 1200 Jahren schon wird die Bülle, wie man die Zwiebel auf der Höri nennt, am Untersee angebaut. Mönche haben die Zwiebel aus dem Mittelmeerraum an den See gebracht. Daher mag es sein, dass der Name Bülle vom Lateinischen "bulbus" abgeleitet wurde.
Bald schon merkten die Mönche, dass der schwarze Moorboden der Höri besonders für den Zwiebelanbau geeignet war. Die Höribauern waren schnell davon begeistert und machten die Neuentdeckung zu einem bedeutsamen Nebenerwerb. Die Schweizer Städte von Schaffhausen bis Rohrschach wurden auf speziellen Büllemärkten im Herbst mit Zwiebeln versorgt. Ihre milde Schärfe und das zarte Aroma machten sie im ganzen Land zur unverzichtbaren Speisewürze.
Bei der Aufzucht und Pflege der anspruchsvollen zarten Höri-Bülle ist vor allem Handarbeit gefragt. Alle "Bülle - Buure" verwenden nur selbsterzeugtes Saatgut. In den Gemüsebauernfamilien widmen sich meist die Senioren der arbeitsintensiven Nachzucht sowie Pflege der Samen.
1976 wurde dann in der vorderen Höri das inzwischen weit über die Grenzen bekannte Büllefest ins Leben gerufen. Am ersten Sonntag im Oktober wird seither alles um die Bülle in einer der vier Ortschaften feilgeboten. In gemütlicher Atmosphäre zwischen alten Bauernhäusern richten die örtlichen Vereine Besenwirtschaften ein. Herbstliche Genüsse rund um die Zwiebel werden geboten. Bülledünne, Büllesuppe, Büllebrot und natürlich auch Schlachtplatten und Kesselfleisch. Dazu gibt es neuen Wein und Suser. Für Unterhaltung sorgen mehrere Musikkapellen.
Geschichten und Rezepte aus dem Grünen Baum
Super Rezepte, herrliche Bilder und interessante Hintergrundinformationen bietet das von Hubert Neidhart 2023 im Gmeiner Verlag herausgegebene Buch "Zu Gast im Grünen Baum: Rezepte und Geschichten aus 6 Generationen".
ISBN-10 : 3839204488
Rund um's Gasthaus
Die Hörimit erkunden - dabei immer den See im Blick
Die Umgebung von Moos am Bodensee bietet eine idyllische Mischung aus Natur, Geschichte und kulturellen Highlights. Die Region ist geprägt von weiten Wiesen, dichten Wäldern und fruchtbarem Ackerland, was sie zu einem perfekten Ziel für Naturfreunde macht. Besonders der „Grüne Baum“ zeigt die Vielfältigkeit der Region, da er eng mit dem Bodensee und dessen köstlichen Fischen verbunden ist, die noch in den klaren Gewässern leben.
Für Wanderer und Radfahrer bietet die Höri hervorragende Bedingungen: Gepflegte Wege führen durch sanfte Hügel, entlang des Seeufers und durch das Schilf des Aachrieds. Diese Touren sind ideal, um die natürliche Schönheit der Umgebung zu genießen. Auf ruhigen Wegen kann man an Gemüsefeldern und Streuobstwiesen vorbeifahren, die das Bild der Region prägen. Besonders schön ist eine Wanderung durch die Wälder und die ersten Anhöhen des Schienerbergs, die einen atemberaubenden Blick auf den See und den Hegau bieten.
Die Wanderung führt durch malerische Orte, die von historischen Fachwerkhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert sowie alten Torkelgebäuden geprägt sind. Die Region verzaubert mit alten Bauernhäusern und einem Mikrokosmos am See- und Wegesrand, der vor allem den Genießern viel zu bieten hat. Auf den Wegen entlang des Bodensees entdeckt man viele verborgene Schönheiten, die oft unauffällig und unspektakulär sind, aber gerade dadurch besonders charmant wirken.
Die Höri mit ihrer vielfältigen Landschaft lädt ein, in die Ruhe und Schönheit dieser weniger bekannten Ecke des Bodensees einzutauchen. Sie bietet die perfekte Kombination aus Naturerlebnissen, historischen Entdeckungen und kulinarischen Genüssen. Wer sich auf diese Region einlässt, wird mit einer unaufdringlichen, aber beeindruckenden Schönheit belohnt.