Gasthof
Auer
Gasthaus seit 1876
Familie Helmut Auer
Stockacher Straße 62
78359 Orsingen-Nenzingen
Telefon: 07771/2497
Region: Konstanz
Das Gasthaus & seine Geschichte
Nach mehrfachem Besitzerwechsel erhielt 1838 Johann Nepumuk Stärk, welchem die Wirtschaft und Brauerei auf der nahegelegenen Zollbruck gehörten, die Gebäude. Er wollte in seinem neuen Anwesen ebenfalls eine Wirtschaft betreiben, was aber abgelehnt wurde, weil ein Bürger in einer Gemeinde keine zwei Wirtschaften betreiben durfte.
Um 1840 trat er als wirklicher Braumeister auf und vermutlich sein Sohn Johann Nepomuk Stärk bat 1864 um Erweiterung der Bierschankwirtschaft durch Wein- und Mostausschank. Zu dieser Zeit war die Bahnlinie Radolfzell-Stockach bereits geplant und Stärk erhoffte sich eine Belebung des Geschäfts, da seine Wirtschaft in unmittelbarer Nähe des projektierten Bahnhofs lag. Nach dem Tod von Stärk heiratete seine Witwe den Bierbrauer Jakob König, sie verkauften die Wirtschaft jedoch 1896 weiter an Jakob Krieg, Wirt und Schäfer.
Ein Pächter namens Schühle übernahm 1916 die Postagentur für Nenzingen. Seit 1919 ist das Gasthaus "zum Bahnhof" im Besitz der Familie Auer, siehe Kapitel "Wirtsleute". Motto: "Am liebsten hausgemacht!" Der Gasthof Auer hieß früher "zum Bahnhof". 1833 wurde im Grundbuch der Gemeinde Nenzingen das Anwesen mit einer Brauerei, dem sogenannten "Ramspergischen Bräuhaus", sowie einem dreistöckigen Wohnhaus erwähnt.
Das "Bahnhöfle"
Die Bahnlinie Radolfzell - Stockach wurde als erstes Teilstück der Verbindung bis Mengen 1867 eröffnet. Der Bahnhof Nenzingen stand seit dieser Zeit und wurde mit Stillegung der Linie um 1960 abgerissen. Seit die Bahnverbindung eröffnet wurde hieß das Gasthaus „Zum Bahnhof“. Nachdem der Personenzugverkehr Radolfzell-Sigmaringen eingestellt und das Stationsgebäude abgebrochen war, entschieden sich Ernst und Erna Auer 1975 für den Namen "Gasthof Auer". Bei den alten Nenzigern heißt es heute noch "ich geh' ins Bahnhöfle".
Die Wirtsleute
Poststelle & Gasthaus in einem
1919 kaufte Anton Auer das Gasthaus und übernahm auch noch die im Haus befindliche Poststelle, die bis zur Verlegung 1956 von Familie Auer betrieben wurde. In diesem Jahr übernahmen der Sohn Ernst Auer und seine Frau Erna die Gastwirtschaft, welche sie dann 1962 zeitgemäß modernisierten und im Jahr 1999 an Sohn Helmut übergaben.
Mit Freude, Leidenschaft & Herz Gastgeber
Helmut Auer erlernte zunächst den Beruf des Hotel-Kaufmanns auf der Höri. Nach der Bundeswehr machte er eine zweite Lehre als Koch im Hotel Adler in Häusern (St. Blasien), ging dann nach Stuttgart und Freiburg, wo er 1986 die Prüfung zum Küchenmeister ablegte. Der leidenschaftliche Koch ist bekannt für seine klassischen badischen Spezialitäten, die er wie alle Speisen mit frischen Kräutern aus dem eigenen Kräutergärtlein verfeinert .
Seine Frau Gundula, eine "gelernte" Bankkauffrau, erwarb zusätzlich in Schwenningen den Abschluss als Restaurant-Fachfrau. Die Eheleute bilden in ihrem Betrieb auch Lehrlinge aus.
Regionale Produkte und lokale Getränke
Das Auer bietet Ihnen eine Speisekarte mit regionalen und saisonalen Gerichten. Getränkekarte mit überwiegendem Weinangebot aus Baden-Württemberg sowie Bierspezialitäten von der Privatbrauerei Hirsch aus Wurmlingen. Werktage günstiger Mittagstisch. Sonntags wechselndes Saison-Menü. Hausspezialität: Frische Forellen aus heimischer Zucht!
Anekdoten & Mehr
Marie, die Zwangsarbeiterin
Während des zweiten Weltkriegs herrschte in Deutschland Arbeitskräftemangel, der durch Zwangsarbeiter aus dem Osten "kompensiert" wurde. Diese Menschen arbeiteten in Industriebetrieben, aber auch in der Landwirtschaft. Hier erging es ihnen meist noch am Besten, da es zu Essen gab und meist eine Art Familienanbindung. Ein Beispiel für gute menschliche Kontakte untereinander, die es auch in der "Hitlerzeit" gab ist Marie aus Russland. Sie wurde Familie Auer damals "zugewiesen" und half fleissig auf dem Feld, im Stall und auch in der Küche des Gasthofs.
Lange nach Kriegsende, irgendwann im Jahre 1986, klingelte bei Auers das Telefon. Die russische Botschaft meldete sich und teilte mit, dass "die Marie" doch bitte in Frankfurt am Flughafen abholt werden solle. Ernst Auer setzte sich ins Auto, fuhr nach Frankfurt und chauffierte die inzwischen 64jährige Marie nach Nenzingen. Sie hatte ein Visum für vier Wochen und so lange wurde sie gastfreundlich bei Familie Auer aufgenommen.
Mit Gesang gegen die Schreckensherrschaft
Aber die neue Zeit verwirrte Marie, sie suchte immer noch den früheren Hof und die Tiere, die schon längst nicht mehr im Stall standen. Jetzt machten hier Maschinen die Arbeit, während bei Marie in Russland die Zeit in den landwirtschaftlichen Betrieben eher stehen geblieben war. Nach vier Wochen fuhr Ernst Auer die treue Marie mit vielen Geschenken wieder zum Flughafen, wo sie traurig die Heimreise antrat.
Erna Auer erinnert sich...
... während des Krieges mussten die Wirtsleute das Bier selbst in der Brauerei in Espasingen abholen. Das Pferd wurde eingespannt und los gings mit dem Fuhrwerk. Das war dann ein "Ganztagsunternehmen" - man hatte noch die Zeit.
Auch das Korn wurde mit den Pferden eingefahren. Auf dem Weg zur Mühle erschrak einmal das Pferd, scheute, sprang hoch und die ganze Fuhre Korn landete im Straßengraben.
Da auf dem Hof auch Milchvieh gehalten wurde, konnte selbst Butter gemacht werden. Während des Krieges durften auch die Bauern nicht behalten, was sie anbauten oder erzeugten. Allerdings wurde immer Milch "abgezweigt" und für den Eigenbedarf entrahmt und zu Butter verarbeitet. Dies war natürlich vom Nazi-Regime verboten. Da die Buttermaschine, in welcher der Rahm geschleudert wurde, einen Höllenlärm machte, mussten die Frauen nebenbei immer sehr laut singen, um den Lärm zu übertönen.
Die Landgrafschaft Nellenburg
Eine schöne Wanderung zur Ruine Nellenburg beginnen Sie bei besagtem "Zollbruck-Kreisverkehr". Diese Tour ist nicht nur der herrlichen Aussicht wegen, die sich dann von oben ins "Nellenburger Land" bietet, empfehlenswert. Sie kann auch dazu anregen sich ein wenig mit der wechselvollen Geschichte dieser ehemaligen Landgrafschaft, welche in der ganzen Region ihre Spuren hinterließ, zu beschäftigen (siehe Info-Tafeln und Link-Angebot unten auf dieser Seite).
Rund um's Gasthaus
Martinskapelle und Zollbruck
Die Martinskapelle befindet sich ca. 500 m vom Gasthof Auer Richtung Stockach auf einer Wiese. Sie wurde 1275 erstmals urkundlich erwähnt und geht auf eine Stiftung der Herren von Homburg zurück. Der dazugehörige Ort löste sich angeblich durch "Wüstwerden" auf. 1470 ist erneut die Rede von einer Pfarrkirche außerhalb des Ortes Nenzingen. Es muss sich um einen gotischen Bau gehandelt haben.
Wikipedia Orsingen-Nenzingen
Das heutige Bauwerk geht auf einen Neubau 1716 durch Franz Jochum aus dem Bregenzerwald zurück. Das markante Wahrzeichen ist ein Türmchen mit Zwiebelhaube.
1740 entstanden die besten Stücke der Kapelle, die vom berühmten Bildhauer Josef Anton Feuchtmayer geschaffenen Seitenaltäre, ähnlich denen von Birnau, diese sind aber erst später entstanden. Über die Herkunft des Hochaltars und der Kanzel ist nichts bekannt. Wahrscheinlich stammen sie ebenfalls aus einer renommierten Barockwerkstatt.
Feuchtmayer Statuen in der Kapelle: Am Hochaltar sind links St. Georg als Drachentöter und gegenüber Eligius der Patron der Schmiede und der Pferde angebracht. Diese beiden Figuren können nicht mit 100%iger Sicherheit Josef Anton Feuchtmayer zugeordnet werden. An der Schiffseite links steht die Reiterfigur St. Martin, der seinen Mantel für einen armen unbekleideten Mann teilt. Die wertvollen Feuchtmayer-Puttenköpfe sind bei den Altären einzeln sichtbar. Ein Teil davon ist im Konstanzer Rosgartenmuseum als Leihgabe ausgestellt. Die ganz großen Feuchtmayer Statuen, der heilige Rochus, Schutzheiliger gegen Pest und Seuchen, und der heilige Wendelin für Feld und Vieh haben seit 1960 einen Platz in der Pfarrkirche St, Ulrich in Nenzingen gefunden.
Die Glocke wurde nachweislich 1216 auf der Reichenau gegossen. Sie ist eine der ältesten Glocken Deutschlands und hat alle Kriegswirren schadlos überstanden. Seit 2006 läutet die Glocke wieder täglich um 12.00 Uhr "zum Engel des Herrn".
Wikipedia Orsingen-Nenzingen