
Landgasthof
Scheffellinde ***
Gasthaus seit 1543
Familien Wiggert & Hille
Lindenstraße 8
78176 Blumberg-Achdorf
Telefon: 07702/9472
Region: Schwarwald-Baar-Kreis

Das Gasthaus & seine Geschichte
Seit 1543 ist ein Gasthaus Linde in Achdorf (der Ort selbst wird bereits 775 urkundlich erwähnt) nachgewiesen mit dem Recht, „Fremde zu beherbergen und Hochzeits-, Tauf- und Tanzveranstaltungen abzuhalten“. Der Schankbetrieb gehörte zu einem herrschaftlichen Meierhof, der in seiner Blütezeit außerdem eine Mühle, ein Sägewerk, eine Drechslerei und – man höre und staune – eine Brauerei umfasste.
Der Namen gebende Lindenbaum, der auch im Wappen von Achdorf einen Platz fand, wurde 1651, als Dank nach Beendigung des 30jährigen Krieges (1648 – Westfälischer Friede), als Friedenslinde gepflanzt. Unter der Linde tagte lange Zeit das vom Obervogt geleitete Achdorfer Thing-Gericht.


Bereits im 19. Jahrhundert begann das Zeitalter der Mobilität: Das Gasthaus Linde wurde zur Haltestelle für Postkutschen. Diese brachten regelmäßig den Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel, der in Donaueschingen am Fürstenhof arbeitete. Der berühmte Stammgast durchzechte nicht zuletzt wegen der reizenden Wirtstochter Josefine so manche Nacht. Nach seinem Tod wurde die Linde zur Scheffellinde.
1930 zerstörte ein verheerender Brand das Landgasthaus bis auf die Grundmauern. Doch die Scheffellinde wurde originalgetreu wieder aufgebaut und um 6 Gästezimmer erweitert.
1972 wurde Achdorf in die Stadt Blumberg eingegliedert. Als der mächtige Baum im selben Jahr fiel, setzte Gustav Wiggert an derselben Stelle ein neues Pflänzchen und ein Zeichen.
Inzwischen haben Satelliten-TV und Öko-Strom Einzug gehalten. Die Tradition aber lebt weiter: Zum 450-jährigen Geburtstag pflanzten die Geschwister Wiggert, die das Haus in der 19. Generation führen, eine Linde direkt an der Gartenterrasse. Die mächtige Linde steht bis heute vor dem Gasthaus – als Nachfolgerin und Symbol der einstigen Friedenslinde.

Die Wirtsleute

Wo Tradition und Passion seit Generationen gelebt wird
Wissen Sie noch, wie Ihr Urgroßvater hieß? Nur drei Generationen zurück lässt uns das Gedächtnis meistens schon im Stich. Die Scheffellinde liegt aber bereits seit 19 Generationen in Familienbesitz und ist damit seit den Jahren der süddeutschen Bauernaufstände bis heute in Händen der gleichen Familie! Interessanterweise geschah die Erbfolge meist über weibliche Nachkommen.
Von den Urgrosseltern zur Gegenwart
Die Urgroßeltern der heutigen Wirtsleute waren Gustav und Sophie Wehinger. Das Ehepaar hatte vier Töchter, die Zweitjüngste (ebenfalls mit Vornamen Sophie) heiratete 1935 Friedrich Wiggert. Das Ehepaar hatte drei Söhne, von denen Gustav (*1936) das Gasthaus zusammen mit Ehefrau Anna übernahm.
Familienbande, die bis in die Gegenwart hält
"Onkel Viktor" ist der Bruder von Gustav Wiggert und noch regelmäßig am Stammtisch anzutreffen. Auf der zweiten Aufnahme ist links von ihm sein Bruder Alfred, der in Hüfingen lebt.


Anekdoten & Mehr

Wuhrwiebli und Wuhrkatz
Die Landschaft wird hier von der Wutach geprägt, deren Quellgebiet an den Osthängen des Feldbergs liegt. Dort entspringt sie, heißt “Seebach“, fließt später als „Gutach“ durch den Titisee und verlässt diesen als wilde oder "wütende" Wutach.
Früher erzählte man sich von einem geisterhaften Wesen, das unten am Fluss, ganz in der Nähe der "Scheffellinde", sein Unwesen trieb. Beim Wutachwehr zwischen Aselfingen und Achdorf spukten das „Wuhrwiebli“ und die „Wuhrkatz“. Manche hatten, vor allem bei Dunkelheit, Angst am Wehr vorbeizugehen.
Die alte Mogeren Mühle
Wenn man von Achdorf auf dem unteren Weg an der Wutach entlang durch die Flühen in Richtung Grimmelshofen wandert, stößt man am Ufer auf einen großen Mühlstein.
Er muss wohl schon lange dort liegen, denn durch das Achsloch ist bereits ein stattlicher Baum gewachsen. Er ist ein letztes Zeichen der Mogeren-Mühle, die über 150 Jahre an dieser Stelle stand. Aus einer alten Urkunde wissen wir, dass schon 1736 zwei Fützener Müller an der Wutach im Gebiet Mogern eine Mühle und eine Säge errichtet hatten. Sie wurde nötig, da die Mühle oben in Fützen im Sommer nicht genug Wasser hatte.
Im Winter hatten die Mogerenmüller große Mühe, damit ihnen die vorbeischwimmenden Eisschollen nicht das Mühlrad zerstörten. Ein gewaltiges Hochwasser riss Mühle und Säge mit sich fort. Darauf hin baute man sie nicht mehr auf.
(Nach Bernhard Prillwitz „Blumberg-Sagen und Geschichten“, Stadt Blumberg 2000)
Scheffels große Liebe
Josef Viktor von Scheffel (1826-1886), der Namenspatron der Scheffellinde, war damals schwer verliebt.
Als 31jähriger stand der Literat in den Diensten des Fürsten zu Fürstenberg. Von Donaueschingen aus wanderte Scheffel bis in den Hegau und kehrte besonders gerne in der Linde ein, wo er von der Haustochter Josefine, einer Ahnin der heutigen Wirtsleute(!), bedient wurde. Das schmucke Mädchen hatte es ihm ziemlich angetan. Er verewigte die Schöne beispielsweise in seiner Erzählung „Juniperus“.
Weshalb sich keine tiefere Bindung entwickelte ist nicht bekannt, vielleicht war eine Wirtstochter für den Doktor der Rechte nicht standesgemäß. Mit seiner späteren Frau jedenfalls wurde der sensible Künstler nicht so recht glücklich.

Rund um's Gasthaus

Echte Kamele in Blumberg
Seit dem 16. Jahrhundert wurden die Erzlagerstätten in und um Blumberg systematisch abgebaut, frühere Kleinanlagen zur Eisengewinnung sind wahrscheinlich. Um den wirtschaftlichen Aufschwung nach den Verwüstungen des 30jährigen Krieges zu beschleunigen, kurbelte die fürstenbergische Herrschaft auch den Erzabbau wieder an.
Eine Kuriosität war der Einsatz von Kamelen zum Transport von Holz und Kohlen. Die Tiere könnten Teil der Beute gewesen sein, die das Haus Fürstenberg nach dem Sieg gegen die türkischen Belagerer Wiens im Jahr 1683 erhalten hatte. Tatsache ist, dass die Akten in den Folgejahren mehrfach über den Einsatz der exotischen Wüstentiere im Bergbau berichten.
Ab 1936 erlebte der Erzabbau nochmals eine kurzfristige Blütezeit, die mit der endgültigen Stilllegung 1943 endete. In diesen Jahren holte man viele „Kumpel“ aus dem Saarland auf die Baar.
Bei Exkursionen in und um Blumberg kann man an Geländeformationen, den Überbleibseln einer Aufbereitungsanlage, der Siedlungsarchitektur, durch Gasthausnamen oder am alten Bergmannskino noch Spuren der letzten Blütezeit des Erzbergbaus entdecken.
Die Sauschwänzlebahn ist Pflicht
Eine ultimative Attraktion ist die „Sauschwänzlebahn“, die ihren Namen den vielen Kehren verdankt - sie ringelt sich quasi wie ein Sauschwänzle. Die Bahn fährt in den Sommermonaten von von Blumberg nach Weizen und zurück.
Ehemals viele Mühlen...
Bis ins 20. Jahrhundert konnten in der Region und rund Blumberg Getreidemühlen, Ölmühlen, Sägemühlen und Hammermühlen entdeckt werden. Zum Glück wurde ganz in der Nähe noch ein Vertreter alter Mühlenherrlichkeit gerettet: die Museumsmühle Blumegg. Mahlwerke der 700 Jahre alten Mühle sind eine Sensation. Sie ziehen sich über drei Stockwerke und sind bestens erhalten (betriebsbereit!). Näheres zur Museumsmühle entnehmen Sie bitte dem Link - Angebot unten auf dieser Seite.
